Weltfrauentag und Schach
Oli1970 - 08. Mär '24
Wer hat's gemerkt? Heute ist Internationaler Frauentag.
Er entstand in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg im Kampf um die Gleichberechtigung, das Wahlrecht für Frauen sowie die Emanzipation von Arbeiterinnen. Dieses Datum wählten auch die Vereinten Nationen (UN) im Internationalen Jahr der Frau 1975 zum „Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden“ und richteten dazu erstmals am 8. März 1975 eine Feier aus. Der erste Vorläufer des Frauentags fand am 28.02.1909 in den USA statt, und der erste internationale Frauentag wurde am 19. März 1911 in Dänemark, Deutschland, Österreich-Ungarn und der Schweiz gefeiert. 1921 wurde sein Datum endgültig auf den 8. März gelegt. Wer mehr über die Historie wissen will, findet einen Einstieg auf Wikipedia. (1)
So, und wie kriegt man nun die Kurve zum Schach? - Zum Beispiel über den (englischsprachigen) Artikel von Edward Winter "Chess and Women", eine Sammlung seiner Chess Notes. Edward Winter ist ein Schachhistoriker, der sehr sorgfältig recherchiert und in dieser Hinsicht eine anerkannte Autorität. Seine Zusammenstellung berichtet neben allgemeinen Informationen über die weiblichen Pioniere im Schach, wie z. B. Mary Mills Houlding, Mary Rudge und natürlich die bekannte Vera Menchik (geb. am 16.02.1906, gest. am 27.06.1944). (2)
Vera Menchik ist selbstredend ein Wikipedia-Artikel gewidmet - er enthält Hinweise auf den "Vera-Menchik-Klub", weitere Schachspielerinnen wie Sonja Graf und auch ein Partiebeispiel von einem Sieg über Max Euwe! Der "Vera-Menchik-Klub" war zunächst verächtlich gemeint, sammelte aber Mitglied um Mitglied - alles Männer! (3)
Von Vera Menchik zurück zum Weltfrauentag? - Aber bitte sehr! Lesen wir doch den ChessBase-Artikel von André Schulz: "Gedanken zum Weltfrauentag: Erinnerung an Vera Menchik" (4)!
(1) de.wikipedia.org/wiki/Internationaler_Frauentag
(2) chesshistory.com/winter/extra/women.html
(3) de.wikipedia.org/wiki/Vera_Menchik
(4) de.chessbase.com/post/gedanken-zum-weltfrauentag-erinnerung-an..
Er entstand in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg im Kampf um die Gleichberechtigung, das Wahlrecht für Frauen sowie die Emanzipation von Arbeiterinnen. Dieses Datum wählten auch die Vereinten Nationen (UN) im Internationalen Jahr der Frau 1975 zum „Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden“ und richteten dazu erstmals am 8. März 1975 eine Feier aus. Der erste Vorläufer des Frauentags fand am 28.02.1909 in den USA statt, und der erste internationale Frauentag wurde am 19. März 1911 in Dänemark, Deutschland, Österreich-Ungarn und der Schweiz gefeiert. 1921 wurde sein Datum endgültig auf den 8. März gelegt. Wer mehr über die Historie wissen will, findet einen Einstieg auf Wikipedia. (1)
So, und wie kriegt man nun die Kurve zum Schach? - Zum Beispiel über den (englischsprachigen) Artikel von Edward Winter "Chess and Women", eine Sammlung seiner Chess Notes. Edward Winter ist ein Schachhistoriker, der sehr sorgfältig recherchiert und in dieser Hinsicht eine anerkannte Autorität. Seine Zusammenstellung berichtet neben allgemeinen Informationen über die weiblichen Pioniere im Schach, wie z. B. Mary Mills Houlding, Mary Rudge und natürlich die bekannte Vera Menchik (geb. am 16.02.1906, gest. am 27.06.1944). (2)
Vera Menchik ist selbstredend ein Wikipedia-Artikel gewidmet - er enthält Hinweise auf den "Vera-Menchik-Klub", weitere Schachspielerinnen wie Sonja Graf und auch ein Partiebeispiel von einem Sieg über Max Euwe! Der "Vera-Menchik-Klub" war zunächst verächtlich gemeint, sammelte aber Mitglied um Mitglied - alles Männer! (3)
Von Vera Menchik zurück zum Weltfrauentag? - Aber bitte sehr! Lesen wir doch den ChessBase-Artikel von André Schulz: "Gedanken zum Weltfrauentag: Erinnerung an Vera Menchik" (4)!
(1) de.wikipedia.org/wiki/Internationaler_Frauentag
(2) chesshistory.com/winter/extra/women.html
(3) de.wikipedia.org/wiki/Vera_Menchik
(4) de.chessbase.com/post/gedanken-zum-weltfrauentag-erinnerung-an..
no_vice - 08. Mär '24
Ein toller Beitrag zum Weltfrauentag und eine gelungene Verbindung zum Schach! ♟️
siramon - 08. Mär '24
Edited
Danke für den Beitrag Oli. Auch die weiterführenden Links sind lesenswert und inspirierend 💡
Als Vater von 3 Mädchen und eines Jungen mache ich mir dauernd Gedanken über Gleichberechtigung und v.a. was das nun für die Zukunft der Kids bedeutet. Was ich/ wir tun können ja müssen.
Einfach mal um die Dimension erfassen zu können empfehle ich allen dieses Buch zu lesen oder zumindest mal reinzulesen.
de.wikipedia.org/wiki/Unsichtbare_Frauen
Zusammengefasst beschreibt das Buch von Caroline Criado Perez, dass wir einen massiven gender bias bei der Erhebung grosser Datenmengen haben. Wir uns aber bei Entscheidungen dann auf diese Daten abstützen.
Als Vater von 3 Mädchen und eines Jungen mache ich mir dauernd Gedanken über Gleichberechtigung und v.a. was das nun für die Zukunft der Kids bedeutet. Was ich/ wir tun können ja müssen.
Einfach mal um die Dimension erfassen zu können empfehle ich allen dieses Buch zu lesen oder zumindest mal reinzulesen.
de.wikipedia.org/wiki/Unsichtbare_Frauen
Zusammengefasst beschreibt das Buch von Caroline Criado Perez, dass wir einen massiven gender bias bei der Erhebung grosser Datenmengen haben. Wir uns aber bei Entscheidungen dann auf diese Daten abstützen.
Vabanque - 08. Mär '24
Haben wir in den kommentierten Spielen eigentlich Partien aus dem Frauenschach?
Von Judit Polgar sind etliche drin, aber die hat ja gewissermaßen Männerschach gespielt ('Michael Tal in a skirt' wurde sie wegen ihres scharfen Angriffsstils genannt).
Von Vera Menchik und Sonja Graf wollte ich schon mal Partien posten, aber da wurde wohl nichts draus.
Von Judit Polgar sind etliche drin, aber die hat ja gewissermaßen Männerschach gespielt ('Michael Tal in a skirt' wurde sie wegen ihres scharfen Angriffsstils genannt).
Von Vera Menchik und Sonja Graf wollte ich schon mal Partien posten, aber da wurde wohl nichts draus.
CCarola - 08. Mär '24
Der Eröffnungsbeitrag hat mich dazu gebracht, meine Gastmitgliedschaft im Club anzumelden. Ich wollte mich unbedingt bedanken für diesen interessanten Beitrag von Oli1970 am heutigen Tag. Im weiteren Verlauf der Diskussion irritiert mich die Unterscheidung von Frauenschach und Männerschach, als ob es dafür eindeutige Kriterien gäbe, oder gibt es die tatsächlich?
Vabanque - 08. Mär '24
@CCarola: Das Thema 'Frauenschach' ist ziemlich komplex und wurde im Forum auch schon des Öfteren diskutiert, zum Teil sogar sehr hitzig und emotional. Es gibt im Turnierschach nämlich Geschlechtertrennung wie in anderen Sportarten auch, mit extra Turnieren für Frauen und auch extra Meistertiteln (mit deutlich geringeren Anforderungen als im 'Männerschach').
siramon - 08. Mär '24
@Carola aus meiner Sicht gibt es diese Kriterien nicht. Ist eher wieder so ein Männer- und Macht-Dings.
Die spannende Frage ist und wäre, wie würde man alles zusammenführen? Oder gibt es da schon Bestrebungen/ Initiativen/ oder sogar Pläne?
Ich glaube, diesen Link hatten wir auch schon: chess-science.com/maedchenschach-frauenschach-gendergerechtigk.. ?
Die spannende Frage ist und wäre, wie würde man alles zusammenführen? Oder gibt es da schon Bestrebungen/ Initiativen/ oder sogar Pläne?
Ich glaube, diesen Link hatten wir auch schon: chess-science.com/maedchenschach-frauenschach-gendergerechtigk.. ?
Rubo - 08. Mär '24
...vielen herzlichen dank, lieber Olav, für deine großartige umsetzung zum 08.03.2024
und den links. ...ich habe mir nie gedanken über mögliche schachleistungen von
Frauen und/oder Männern gemacht...:); alle menschen haben den kopf auf dem hals, so daß sicherlich die persönliche entwicklung der betreffenden person eine rolle spielen wird. ...ich habe in meiner vergangenheit sehr, sehr selten gegen Frauen ge-
spielt - andere spiele immer wieder, aber schach hat wohl grundsätzlich ein besonderes image, dem sich weniger nähern möchten / können.
und den links. ...ich habe mir nie gedanken über mögliche schachleistungen von
Frauen und/oder Männern gemacht...:); alle menschen haben den kopf auf dem hals, so daß sicherlich die persönliche entwicklung der betreffenden person eine rolle spielen wird. ...ich habe in meiner vergangenheit sehr, sehr selten gegen Frauen ge-
spielt - andere spiele immer wieder, aber schach hat wohl grundsätzlich ein besonderes image, dem sich weniger nähern möchten / können.
Oli1970 - 08. Mär '24
Vielen lieben Dank Euch allen für die Resonanz auf diesen kleinen Beitrag! :-)
Ich versuche, kurz auf alles einzugehen.
@siramon: Irgendwie glaube ich, den Wiki-Artikel schon mal gelesen zu haben, auch im Zusammenhang mit der Gender-Data-Gap. Könnte sein, dass Du an anderer Stelle mal über das Thema berichtet hast. Es macht schlichtweg sprachlos, welche Auswirkungen die Ignoranz des Geschlechtes auf z. B. Krankheitsdiagnosen haben kann - und trotz dessen immer so weiter gemacht wird.
@Vabanque: Partien rein aus dem Frauenschach sind mir nicht erinnerlich. Ich hatte selbst mal eine rausgepickt, aber soweit ich mich erinnere dann doch verworfen. Es fällt aber auch auf, dass selbst auf YouTube kaum Frauenschach-Partien besprochen werden. Liegt es an den zumeist männlichen Kommentatoren?
@CCarola: Deine Gastmitgliedschaft hat mich besonders gefreut! Schön, dass Dir der Beitrag gefallen hat. Die Unterscheidung von Frauenschach und Männerschach halte ich wie siramon für ein von Männern gemachtes Ding. Einfach historisch gewachsen. Normalerweise weiß man heute, dass der in Summe größere Erfolg männlicher Schachspieler einfach statistische Ursachen hat - die Gruppe männlicher Spielender ist einfach größer und macht es wahrscheinlicher, dass dort deshalb auch der größere Anteil am Erfolgskuchen zu finden ist. Individuelle persönliche Voraussetzungen einzelner Protagonisten mal außen vor gelassen. Grundsätzlich ist Schach aber eine der wenigen Sportarten, in denen Männer und Frauen im gleichen Turnier starten können.
Am Ende ist es aber wohl schwierig zu beurteilen, ob Männer generell besser Schach spielen oder doch die Frauen. Leistungsvergleiche finden am Ende dann doch zwischen Individuen statt, daraus ein Rückschluss auf die Allgemeinheit ziehen zu wollen, ist verwegen. Ein anderes Beispiel ist Kampfsport, ich betreibe seit annähernd 30 Jahren Ju Jutsu und anderes. Als ich weniger Erfahrung hatte, gab es genug Frauen, die mich locker eingepackt hatten. Gute Technik macht einiges an Kraft- und Gewichtsvorteil wieder wett. Natürlich nicht unbegrenzt, aber im gewissen Rahmen immerhin. Heute habe ich Erfahrung, andere sind vielleicht stärker, schwerer, schneller, beweglicher und haben noch mehr Erfahrung. Was sagt das jetzt über die Überlegenheit einer Geschlechtergruppe im Allgemeinen aus? So ähnlich dürfte es im Schach auch sein. Am Ende vergleicht man Äpfel mit Birnen. Wer erinnert sich noch an Stefan Raab und seinen Boxkampf mit Regina Halmich?
Ich versuche, kurz auf alles einzugehen.
@siramon: Irgendwie glaube ich, den Wiki-Artikel schon mal gelesen zu haben, auch im Zusammenhang mit der Gender-Data-Gap. Könnte sein, dass Du an anderer Stelle mal über das Thema berichtet hast. Es macht schlichtweg sprachlos, welche Auswirkungen die Ignoranz des Geschlechtes auf z. B. Krankheitsdiagnosen haben kann - und trotz dessen immer so weiter gemacht wird.
@Vabanque: Partien rein aus dem Frauenschach sind mir nicht erinnerlich. Ich hatte selbst mal eine rausgepickt, aber soweit ich mich erinnere dann doch verworfen. Es fällt aber auch auf, dass selbst auf YouTube kaum Frauenschach-Partien besprochen werden. Liegt es an den zumeist männlichen Kommentatoren?
@CCarola: Deine Gastmitgliedschaft hat mich besonders gefreut! Schön, dass Dir der Beitrag gefallen hat. Die Unterscheidung von Frauenschach und Männerschach halte ich wie siramon für ein von Männern gemachtes Ding. Einfach historisch gewachsen. Normalerweise weiß man heute, dass der in Summe größere Erfolg männlicher Schachspieler einfach statistische Ursachen hat - die Gruppe männlicher Spielender ist einfach größer und macht es wahrscheinlicher, dass dort deshalb auch der größere Anteil am Erfolgskuchen zu finden ist. Individuelle persönliche Voraussetzungen einzelner Protagonisten mal außen vor gelassen. Grundsätzlich ist Schach aber eine der wenigen Sportarten, in denen Männer und Frauen im gleichen Turnier starten können.
Am Ende ist es aber wohl schwierig zu beurteilen, ob Männer generell besser Schach spielen oder doch die Frauen. Leistungsvergleiche finden am Ende dann doch zwischen Individuen statt, daraus ein Rückschluss auf die Allgemeinheit ziehen zu wollen, ist verwegen. Ein anderes Beispiel ist Kampfsport, ich betreibe seit annähernd 30 Jahren Ju Jutsu und anderes. Als ich weniger Erfahrung hatte, gab es genug Frauen, die mich locker eingepackt hatten. Gute Technik macht einiges an Kraft- und Gewichtsvorteil wieder wett. Natürlich nicht unbegrenzt, aber im gewissen Rahmen immerhin. Heute habe ich Erfahrung, andere sind vielleicht stärker, schwerer, schneller, beweglicher und haben noch mehr Erfahrung. Was sagt das jetzt über die Überlegenheit einer Geschlechtergruppe im Allgemeinen aus? So ähnlich dürfte es im Schach auch sein. Am Ende vergleicht man Äpfel mit Birnen. Wer erinnert sich noch an Stefan Raab und seinen Boxkampf mit Regina Halmich?
mr20 - 08. Mär '24
Gleichberechtigung ist keine Frage des Gleichseins oder Gleiche-Leistungen-Erbringen, sondern gleicher Rechte, Möglichkeiten und Respekt.
Man kann Gleichberechtigung nicht an der Besetzung der Weltrangliste messen.
Ob sie zu einer paritätisch besetzten Weltrangliste führen würde, ist denkbar. Die jetzige Verteilung jedenfalls ist durch ungleiche Rechte, Förderung und Respekt befördert.
Man kann Gleichberechtigung nicht an der Besetzung der Weltrangliste messen.
Ob sie zu einer paritätisch besetzten Weltrangliste führen würde, ist denkbar. Die jetzige Verteilung jedenfalls ist durch ungleiche Rechte, Förderung und Respekt befördert.
Oli1970 - 09. Mär '24
@mr20: Ich denke, eine natürliche paritätische Besetzung der Weltrangliste setzt einen in etwa gleich großen Spielerpool aller Geschlechtergruppen voraus, wobei die Spielenden innerhalb der Gruppen möglichst ähnliche persönliche Voraussetzungen mitbringen müssten. Erst wenn aus ähnlich zusammengesetzten Gruppen eine dominierende heraussticht, kann man von (statistischer) „Überlegenheit“ (auf diesem einen Betätigungsfeld) ausgehen.
„Gleiche Rechte“ ist so eine Sache als Voraussetzung für Gleichberechtigung. Momentan erlebt man in vielen Bereichen, dass zwar gesetzlich gleiche Rechte oder paritätische oder gar bevorzugte Besetzungen (von z. B. Gremien oder Stellen) gegeben sind - sie aber nicht in den Köpfen gelebt werden. Das gilt nicht nur zwischen Geschlechtern, wir sind auch lange keine inklusive Gesellschaft. Mehr oder minder große Ausgrenzung findet in allen Lebensbereichen statt. Etwas, das „natürlich“ gegeben und gesellschaftlich akzeptiert ist, bedarf eigentlich keiner gesetzlichen Regelung.
„Gleiche Rechte“ ist so eine Sache als Voraussetzung für Gleichberechtigung. Momentan erlebt man in vielen Bereichen, dass zwar gesetzlich gleiche Rechte oder paritätische oder gar bevorzugte Besetzungen (von z. B. Gremien oder Stellen) gegeben sind - sie aber nicht in den Köpfen gelebt werden. Das gilt nicht nur zwischen Geschlechtern, wir sind auch lange keine inklusive Gesellschaft. Mehr oder minder große Ausgrenzung findet in allen Lebensbereichen statt. Etwas, das „natürlich“ gegeben und gesellschaftlich akzeptiert ist, bedarf eigentlich keiner gesetzlichen Regelung.