Club Forum "Schach Freunde"
...Eröffnungen
Rubo - 12. Okt '22
...liebe SF vom Club "Schach Freunde" und von chessmai, vielen ist bekannt, daß es immerhin
20 erste eröffnungs-züge einer farbe gibt, aber wie geht es optimal im zweiten, ditten zug etc. weiter ? ...wer kann dieses thema, ohne buchstaben-/ziffern-salat in den einzelnen schritten aufgreifen und erläutern ? ...oder füllt das zwingend dickere bücher ? ...ein brett und figuren hat wohl jeder von uns im haus, aber einige erklärungen fehlen ja stets. ...wann ist z.b. für weiß der erste zug e2-e4 nützlich, zwingend für den gegner, wie wirkt sich dieser erste auf den z.b. neunten, zehnten zug für weiß bzw. schwarz aus ? ...ist diese art analyse überhaupt möglich ? ...gibt es erkenntnisse, erfahrungen, literatur etc., oder ist dieses thema immer eine zu theoretische frage, da stets eine reaktion des gegners abzuwarten ist ? ...sind
in der eröfnung bereits zwangszüge für den gegner ? ...viele fragezeichen - wird es auch von euch reaktionen geben ? mfg.
20 erste eröffnungs-züge einer farbe gibt, aber wie geht es optimal im zweiten, ditten zug etc. weiter ? ...wer kann dieses thema, ohne buchstaben-/ziffern-salat in den einzelnen schritten aufgreifen und erläutern ? ...oder füllt das zwingend dickere bücher ? ...ein brett und figuren hat wohl jeder von uns im haus, aber einige erklärungen fehlen ja stets. ...wann ist z.b. für weiß der erste zug e2-e4 nützlich, zwingend für den gegner, wie wirkt sich dieser erste auf den z.b. neunten, zehnten zug für weiß bzw. schwarz aus ? ...ist diese art analyse überhaupt möglich ? ...gibt es erkenntnisse, erfahrungen, literatur etc., oder ist dieses thema immer eine zu theoretische frage, da stets eine reaktion des gegners abzuwarten ist ? ...sind
in der eröfnung bereits zwangszüge für den gegner ? ...viele fragezeichen - wird es auch von euch reaktionen geben ? mfg.
Tschechov - 12. Okt '22
Bei den ersten möglichen Zügen kommt es natürlich immer auch auf den Gegner und auf meine eigenen Stärken und Schwächen an. Wenn ich Sizilianisch auf jeden Fall aus dem Weg gehen will, darf ich eben nicht 1. e4 spielen. Die Frage, wie sich der erste Zug auf den neunten oder zehnten auswirkt, kann man wohl noch nicht vorhersagen (vielleicht kann das eine Engine). Unter den ersten Zügen sind wohl nur ganz wenige, die auch eine Engine ablehnen würde. Für uns Menschen ist aber interessant, daß es durchaus Eröffnungen gibt, die als nicht ganz koscher gelten. Das kann schon im ersten Zug passieren. Skandinavisch etwa (1. e4 d5) steht in dem Ruf, nicht ganz astrein zu sein. Es wäre eine interessante Frage, ob und wenn ja wann zuletzt diese Eröffnung durch Schwarz bei einem Weltmeisterschaftskampf gewählt wurde. Hätte Kasparow das gegen Karpov gespielt?
Manche Eröffnungen werden auch bis zu einer gewissen Spielstärke als spielbar betrachtet, das sizilianische Flügelgambit meiner Erinnerung nach etwa bis zu einer Elo-Zahl von 2200. Stärkere Spieler können sie wohl widerlegen. Es gibt wohl einige wenige Eröffnungen, die man ganz klar als widerlegt betrachtet, spontan fällt mir da Grecos Gegengambit ein, eine Variante des Läuferspiels. Andere gelten solange als widerlegt, bis die Widerlegung der Widerlegung erscheint.
Manche Eröffnungen werden auch bis zu einer gewissen Spielstärke als spielbar betrachtet, das sizilianische Flügelgambit meiner Erinnerung nach etwa bis zu einer Elo-Zahl von 2200. Stärkere Spieler können sie wohl widerlegen. Es gibt wohl einige wenige Eröffnungen, die man ganz klar als widerlegt betrachtet, spontan fällt mir da Grecos Gegengambit ein, eine Variante des Läuferspiels. Andere gelten solange als widerlegt, bis die Widerlegung der Widerlegung erscheint.
Rubo - 12. Okt '22
@ Tschechov - schau bitte einmal im thread von Alapin2 und mir, dort habe ich dich indirekt
ebenso angsprochen...danke und mfg. Frank
ebenso angsprochen...danke und mfg. Frank
Oli1970 - 12. Okt '22
Interessante Fragen, die Du aufwirfst. Ich bin nicht sicher, ob sie sich befriedigend beantworten lassen. Mein Bauchgefühl sagt: Die Vorzüge des 1. Zuges beider Seiten lassen sich garantiert erläutern; wie Tschechov schon schrieb verfolgt man bestimmte Pläne oder versucht ihnen aus dem Weg zu gehen. Dann wird es schon differenzierter, denn die Auswirkung von Zügen auf die später Stellung ist ja vielfach erprobt und nachgewiesen. Jedoch sind auch Zugumstellungen zu berücksichtigen. Nicht immer aber manchmal eben doch ist es egal, in welcher Reihenfolge Züge gespielt werden, sie führen zum gleichen Stellungsbild.
Man kann sicher nicht pauschal sagen, dass e4 oder d4 der beste Zug ist, c4 um Klassen schlechter. Manche sind halt bekannter / ausanalysierter als andere. Basman hatte selbst mit seinen g- und h-Bauern-Eröffnungen seine Erfolge. Auch recht unsolide Eröffnungen wie das Lettische oder das Krejcik-Gambit sind spielbar. Der Spieler muss lediglich einen Fehler weniger machen als sein Gegner und schon ist die Partie gewonnen. Oft ist eher die Frage, wie gut sich der Gegner auskennt oder ob er sich überfallen lässt.
Eine konkrete Vorhersage des ersten oder zweiten Zugs auf den neunten oder zehnten ist ziemlich sicher nicht möglich. Eine italienische oder spanische Partie verläuft trotz gleichem e2-e4 in unterschiedlichen Bahnen und c6 oder c5 macht aus gewolltem Italienisch oder Spanisch Caro-Kann oder Sizilianisch. Eher kann man mit gewisser Wahrscheinlichkeit vorhersagen, ob sich aus bestimmten, typischen Eröffnungen wiederkehrende Stellungsbilder ergeben, z. B. Bauernstellungen oder Linienöffnungen. (Naja, oder man wird kalt erwischt… wenn einem der Franzose spanisch vorkommt, ist was schief gegangen.)
Einfacher ist die Antwort auf Zwangszüge - ja, die gibt es definitiv. Vielleicht situativ nicht immer nur genau einen erzwungenen Zug, aber Zwangszüge im allgemeinen durchaus. Oder man läuft eben in eine Eröffnungsfalle, man denke etwa an das Narren- oder das Schäfermatt.
Eröffnungsdatenbanken verraten uns Statistiken, welche Züge häufiger als andere gespielt werden. Grund dafür ist natürlich ihre erfolgreiche Erprobung in der Praxis. Ein 50%-iges Remis ist oft besser als eine 15%-iger Gewinnchance. Wenn Du beides haben kannst, hast Du sehr hoher Wahrscheinlichkeit einen halben Punkt oder mehr eingefahren.
Ist eigentlich vergleichbar mit Kampfsport. Ich betreibe Ju Jutsu seit vielen Jahren und kann daher recht viele unterschiedliche Techniken mal mehr, mal weniger erfolgreich anwenden. Ich weiß grundsätzlich, wo Arme und Beine hingehören, und trotzdem kennt immer mal wieder jemand einen Trick mehr und mir kommt der Franzose spanisch vor. Also verwende ich meine besten Techniken, mit denen ich variieren kann und hebe mir Experimente für Gegner auf, die ich auch mit Plan B noch mit ausreichend hoher Wahrscheinlichkeit beherrschen kann. Geht manchmal auch schief.
Mein Bauchgefühl sagt auch: Muss zum Kühlschrank.
Man kann sicher nicht pauschal sagen, dass e4 oder d4 der beste Zug ist, c4 um Klassen schlechter. Manche sind halt bekannter / ausanalysierter als andere. Basman hatte selbst mit seinen g- und h-Bauern-Eröffnungen seine Erfolge. Auch recht unsolide Eröffnungen wie das Lettische oder das Krejcik-Gambit sind spielbar. Der Spieler muss lediglich einen Fehler weniger machen als sein Gegner und schon ist die Partie gewonnen. Oft ist eher die Frage, wie gut sich der Gegner auskennt oder ob er sich überfallen lässt.
Eine konkrete Vorhersage des ersten oder zweiten Zugs auf den neunten oder zehnten ist ziemlich sicher nicht möglich. Eine italienische oder spanische Partie verläuft trotz gleichem e2-e4 in unterschiedlichen Bahnen und c6 oder c5 macht aus gewolltem Italienisch oder Spanisch Caro-Kann oder Sizilianisch. Eher kann man mit gewisser Wahrscheinlichkeit vorhersagen, ob sich aus bestimmten, typischen Eröffnungen wiederkehrende Stellungsbilder ergeben, z. B. Bauernstellungen oder Linienöffnungen. (Naja, oder man wird kalt erwischt… wenn einem der Franzose spanisch vorkommt, ist was schief gegangen.)
Einfacher ist die Antwort auf Zwangszüge - ja, die gibt es definitiv. Vielleicht situativ nicht immer nur genau einen erzwungenen Zug, aber Zwangszüge im allgemeinen durchaus. Oder man läuft eben in eine Eröffnungsfalle, man denke etwa an das Narren- oder das Schäfermatt.
Eröffnungsdatenbanken verraten uns Statistiken, welche Züge häufiger als andere gespielt werden. Grund dafür ist natürlich ihre erfolgreiche Erprobung in der Praxis. Ein 50%-iges Remis ist oft besser als eine 15%-iger Gewinnchance. Wenn Du beides haben kannst, hast Du sehr hoher Wahrscheinlichkeit einen halben Punkt oder mehr eingefahren.
Ist eigentlich vergleichbar mit Kampfsport. Ich betreibe Ju Jutsu seit vielen Jahren und kann daher recht viele unterschiedliche Techniken mal mehr, mal weniger erfolgreich anwenden. Ich weiß grundsätzlich, wo Arme und Beine hingehören, und trotzdem kennt immer mal wieder jemand einen Trick mehr und mir kommt der Franzose spanisch vor. Also verwende ich meine besten Techniken, mit denen ich variieren kann und hebe mir Experimente für Gegner auf, die ich auch mit Plan B noch mit ausreichend hoher Wahrscheinlichkeit beherrschen kann. Geht manchmal auch schief.
Mein Bauchgefühl sagt auch: Muss zum Kühlschrank.
Rubo - 12. Okt '22
...tja, es ist eindeutig zu sehen und das thema "übersättigt, um zug für zug diskutieren zu können. ...eigentlich schade, denn es verbleiben an dieser stelle litereraturhinweise, ohne nun gleich verlagswerbung betreiben zu wollen.
...sicher kann jeder interessierte SF in der bücherei nachfragen und sich von dort infos zum thema persönlich holen.
...ein netter gast aus dem club "Schach Freunde" hat schon über eine PN verschiedenes dazu
mitgeteilt.
...ich kann hier unmittelbar für unsere SF, die nicht die stärke der starken haben, folgendes aufrufen:
< Titel: 20 Lektionen Schach (Ein Lehrbuch für Anfänger) / Verfasser: Ludek Pachmann
by W. Heyne Verlag, München, 1984 / ISBN 3-453-41615-5, nr. 08/4978
mfg. Frank
...sicher kann jeder interessierte SF in der bücherei nachfragen und sich von dort infos zum thema persönlich holen.
...ein netter gast aus dem club "Schach Freunde" hat schon über eine PN verschiedenes dazu
mitgeteilt.
...ich kann hier unmittelbar für unsere SF, die nicht die stärke der starken haben, folgendes aufrufen:
< Titel: 20 Lektionen Schach (Ein Lehrbuch für Anfänger) / Verfasser: Ludek Pachmann
by W. Heyne Verlag, München, 1984 / ISBN 3-453-41615-5, nr. 08/4978
mfg. Frank
Oli1970 - 12. Okt '22
Hm, jetzt bin ich nicht mehr sicher, was Du suchst? Buchempfehlungen? Zu welchem Thema? Eröffnungen? Strategie und Taktik? Bauernstellungen? Mittel-, Endspiel? Einige Vorschläge hätte ich schon.
Oder suchst Du den Universalaufbau schlechthin? Okay, z. B. als Schwarzspieler: d5, e6, Sf6, Le7, o-o - natürlich nicht in x-beliebiger Reihenfolge, aber als Grundaufbau wirst Du immer eine spielbare Stellung bekommen. Spielbar heißt, eine Stellung bei der Du nicht gleich auf Verlust stehst. Geht tatsächlich gegen ungefähr alles. Das Problem ist wie immer herauszufinden, wie es weiter geht, was das Spiel des Gegners erfordert und grundsätzlich ob der Aufbau Dir liegt.
Oder suchst Du den Universalaufbau schlechthin? Okay, z. B. als Schwarzspieler: d5, e6, Sf6, Le7, o-o - natürlich nicht in x-beliebiger Reihenfolge, aber als Grundaufbau wirst Du immer eine spielbare Stellung bekommen. Spielbar heißt, eine Stellung bei der Du nicht gleich auf Verlust stehst. Geht tatsächlich gegen ungefähr alles. Das Problem ist wie immer herauszufinden, wie es weiter geht, was das Spiel des Gegners erfordert und grundsätzlich ob der Aufbau Dir liegt.
Rubo - 13. Okt '22
...danke, Oli1970, SUCHE ? ...meine hoffnung bestand darin, daß unsere starken SF uns auch schwache, schwächeren SF die ersten züge mit möglickeiten, konsequenzen, aufbau, usw.
verbal "verklickern" würden. ...da ich zwischenzeitlich einsehen muß, daß mein optimismus zu
groß ist, da eine weitaus größere bandbreite an variationen und abhängkeiten zu berücksichtigen sind, wollte ich wenigstens noch zu diesem thema literatur-empfehlungen
abgeben...:) - mfg.
verbal "verklickern" würden. ...da ich zwischenzeitlich einsehen muß, daß mein optimismus zu
groß ist, da eine weitaus größere bandbreite an variationen und abhängkeiten zu berücksichtigen sind, wollte ich wenigstens noch zu diesem thema literatur-empfehlungen
abgeben...:) - mfg.
Oli1970 - 13. Okt '22
In der Tat, das wäre die Wiedergabe ganzer Bücher. Jede Eröffnung hat ihren eigenen Sinn, ihr zugrunde liegende Pläne. Die allgemeinen Eröffnungsregeln sind sicherlich bekannt oder können schnell gegoogelt werden.
Ein weiterer interessanter Ansatz ist der über die Bauernstrukturen, die in den Eröffnungen entstehen. Siehe z. B. hier: https://en.wikipedia.org/wiki/Pawn_structure - Dort wird stichpunktartig erläutert, welche Pläne beide Seiten verfolgen. Ganz unten stehen Literaturtips, das Buch von M. Flores Rios sieht gut aus. Mein Ding ist das leider nicht so ganz - ich kann mir nicht alles merken und ganze Variantenbäume sowieso nicht. Daher finde ich das zwar hochinteressant, kann aber nur begrenzten Nutzen daraus ziehen.
Ein weiterer interessanter Ansatz ist der über die Bauernstrukturen, die in den Eröffnungen entstehen. Siehe z. B. hier: https://en.wikipedia.org/wiki/Pawn_structure - Dort wird stichpunktartig erläutert, welche Pläne beide Seiten verfolgen. Ganz unten stehen Literaturtips, das Buch von M. Flores Rios sieht gut aus. Mein Ding ist das leider nicht so ganz - ich kann mir nicht alles merken und ganze Variantenbäume sowieso nicht. Daher finde ich das zwar hochinteressant, kann aber nur begrenzten Nutzen daraus ziehen.
schach2018 - 14. Okt '22
Es gibt viele Eröffnungen. Welche Eröffnungen werden meistens gespielt? Kann man in diesem Fall überhaupt statistisch eine Top 5 - Liste zusammenstellen?
Tschechov - 14. Okt '22
Ich kann mir schon vorstellen, daß es so eine Liste gibt.